- eine philosophische Begriffsanalyse der Liebe -
Promotion im Fachbereich Philosophie
Westfälische Wilhelmsuniversität Münster
Die Liebe durchzieht die Geschichten des Menschen. Sie ist universell und individuell zugleich – ein komplexes Phänomen. Da sie einen jeden von uns irgendwann im Leben zumindest einmal streift, gibt es auch eine Vielzahl von Geschichten, Theorien und Bedeutungen rund um die Liebe. Zu jeder Zeit, in jeder Kultur, widerfährt ihr eine andere Umgangsweise. Die Liebe ist somit als soziokulturelles Phänomen anzusehen. Bedenke man die Knabenliebe in der Antike, den Minnesang im Mittelalter oder die freie Liebe in den 1960er Jahren – drei exemplarische Phänomene, welchen vollständig unterschiedliche Theorien zugrunde liegen und die auch in der Praxis ganz unterschiedliche Auswirkungen zeigen. Über die Jahrtausende haben sich somit unzählige Beschreibungen der Liebe angesammelt, die differenziert zu betrachten und bewerten sind. Und doch werden sie alle gleich genannt: „Liebe“. Es ist also die Sprache, die über die Zeiten hinweg einen Mantel der Gleichheit über alles zieht, die aus Vielem eines macht. Will man das Phänomen „Liebe“ näher betrachten, analysieren und verstehen, so scheint es sinnvoll die Semantik des Begriffs zu beleuchten. Wie sprechen wir von der Liebe? Was meinen wir, wenn wir „Liebe“ sagen? Eine rein sprachliche Analyse des Begriffs zeigt, dass eine Vielzahl an Bedeutungen existiert. Die Liebe erscheint in unterschiedlichen Kontexten, sie bezieht sich auf unterschiedliche Personen, Tiere, Objekte, Tätigkeiten, Eigenschaften und Abstraktes wie die Heimat oder Gott. Wie kann man mit diesem inflationären Begriff noch einem Menschen die herausragende Bedeutung seiner Person deutlich machen? Doch auch dieser Anspruch besteht im Zusammenhang mit der Liebe. Selbst wenn man im Bereich der Paarbeziehung bleibt, so sollte man meinen, dass hier der Terminus „Liebe“ nur eines bedeuten kann. Doch bei einer näheren Betrachtung wird deutlich, dass dies nicht der Fall ist und auch hier eine Vielzahl gemeint werden kann, mit nur einem einzigen Wort. Ein sprachphilosophischer Ansatz eignet sich, um Begrifflichkeiten exakt zu definieren. Diese Abhandlung wird sich den unterschiedlichen semantischen Verwendungen des Begriffs „Liebe“ im partnerschaftlichen Kontext widmen. Sie wird zeigen, dass diese im theoretischen, philosophischen Diskurs oftmals verwechselt oder nicht klar getrennt werden – Missverständnisse erscheinen somit als unvermeidlich.